Historie / Geschichte
Kurze Geschichte der
Schützenbruderschaft St. Cäcilia Benrath 1553 - 2011
Traditionell, das heißt seit 1908, wird das Datum der ersten Nennung einer Benrather Schützenbruderschaft mit 1563 später mit 1553 angegeben. Die Jahreszahl leitet sich aus der vermutlich falschen Deutung eines Schriftstückes aus dem Jahre 1563 ab, das der Bruderschaft 1898 geschenkt wurde und verloren gegangen ist.
Eine Bruderschaft ist in Benrath zu dieser Zeit jedoch in keiner weiteren bekannten Quelle belegt. Landesherrliche Aufzeichnungen dieser Zeit belegen Bruderschaften in den Nachbargemeinden, für Benrath fehlt aber zwischen 1550 und 1582 jeder Hinweis auf eine solche Vereinigung.
Die Gründung einer Bruderschaft mit Messstiftung ist unbedingt abhängig von der Konfession der Kirchengemeinde. Gerade die Käuflichkeit des Seelenheils durch solche Stiftungen lehnt die Reformation ab. Bis 1593 wurde aber in Benrath durch Pfarrer Eberhard Mock heimlich reformierter Gottesdienst gehalten. Der Bestand einer praktizierenden Bruderschaft war damit unwahrscheinlich. Ab 1589 ist jedoch der katholische Priester Conrad van Dahm neben Eberhard Mock tätig. Mock verlässt Benrath 1593 und van Dahm bleibt bis zu seiner Absetzung 1609 an St. Cäcilia. „Etliche Jahr“ vor seinem Tod ist er nach späteren Aussagen zum Reformierten Glauben übergetreten.
Überliefert ist jedoch auch, dass im Jahre 1603 eine Cäcilienbruderschaft mit 27 Brüdern bestanden haben soll. Im Jahre 1609, hört die katholische Pfarrgemeinde offiziell auf zu existieren und formt sich zur reformierten Gemeinde Benrath/Urdenbach. Eine Bruderschaft ist jetzt nicht mehr denkbar und eine Gründung damit in dem Jahrzehnt zwischen 1593 und 1603 anzusiedeln. Ihre Mitglieder werden die letzten verbliebenen Benrather Katholiken gewesen sein. Ob diese Bruderschaft das Schützenspiel betrieben hat, bleibt dabei offen.
Im Jahr 1653, nach anderer Quelle 1688, wird erstmalig von einer Brudermeister Rente in Benrath und Urdenbach berichtet. Eine Bruderschaft wird als seit langen Jahren erloschen bezeichnet. Die Messen, zu denen ein Teil des Erlöses der Renten bestimmt ist, werden jedoch wieder gelesen. Für das Jahr 1686 ist durch die Protokolle der reformierten Gemeinde in Benrath/Urdenbach das Vogelschießen bezeugt. Von einer Schützengesellschaft hören wir jedoch nichts.
Eine Bruderschaft, die ihren Schützenkönig ausschießt, ist im 17. Jahrhundert in Himmelgeist zu finden. Schützen aus den Dörfern Benrath und Urdenbach sind als Könige nachweisbar.
1708 wird durch den Benrather Pfarrer Ferdinand Krücken sowie den Kirchmeistern und Pfarrmitgliedern die vor langen Jahren erloschene Bruderschaft „zu Gottes und der hl. Cäcilia Ehre“ wiedergegründet. Bestandteil der Statuten sind neben den religiösen Bestimmungen, das Abhalten des Schützenspieles mit Vogelschießen und Ermittlung des Königs.
Aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts haben sich wertvolle Königssilber erhalten. Sie wurden überwiegend von Düsseldorfer Goldschmieden angefertigt.
Die Statuten müssen unter preußischer Regierung überarbeitet werden und öffnen sich im Jahre 1825 erstmalig für evangelische Christen. Das Bestreben der Regierung, den Schützenbruderschaften den religiösen, sprich „katholischen“ Charakter zu nehmen, und das Schützenwesen als reines Volksfest zu betreiben, wird mit den Statuten von 1827 wieder zurückgenommen. Es wird unter Pfarrer Ferdinand Heubes deutlich an die Statuten von 1708 angeknüpft.
Mindestens seit dem Jahre 1876 ist das für Benrath typische Losverfahren zur Ermittlung des Königs bekannt. König wird am Fest- und Feiertag Peter und Paul nicht der Schütze des Königsschusses, sondern der glückliche Inhaber des dazu passenden Loses.
Der Einführung des “Bürgerlichen Gesetzbuches” am 1.1.1900 folgte die Satzung von 1908. Die „Reisholzer Wiese“, ein Teil des alten Stiftungsgutes, wird verkauft und dafür ein Grundstück im „Toten Weiher“, an der heutigen Bayreutherstraße, erworben.
Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bereitete sich die Entwicklung von Unterabteilungen vor, die 1902 mit der Gründung der 1. Kompanie und der 2. Kompanie, 1903 der Hohenzollern- Kompanie, den Wechsel von einer homogenen Bruderschaft in eine Vereinigung mit vielen Kompanien und Gesellschaften markiert.
Die Haltung der Schützenbruderschaft zum Nationalsozialismus schwankte zwischen Anerkennung, als Alternative zum atheistischen Kommunismus, und Furcht vor Einschränkungen der alten Bräuche.
Eine wesentliche Rolle zur anfänglichen Akzeptanz des Nationalsozialismus spielte die Erzbruderschaft zum Hl. Sebastianus, des heutigen Bundes der historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Die verordnete Einführung des „Führerprinzips“ wurde durch Vorträge des Abtes von Maria Laach, Ildefons Herwegen, unterstützt und mit den Regeln des Hl. Benedikt gerechtfertigt. Die Erzbruderschaft bekannte sich 1934 aber auch uneingeschränkt zum katholischen Glauben, was letztendlich zu ihrer Auflösung führte.
Die freie Religionsausübung, die für die katholisch ausgerichtete Bruderschaft von Bedeutung war, wurde stark eingeschränkt.
Der Schützenbruder Moritz Steinwaßer wurde 1937 wegen seiner „nichtarischen Abstammung“ aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Er starb 1942 im KZ Theresienstadt. Weder Ausschluss noch Deportation sind in den zeitgenössischen Protokollen erwähnt. Erst das Protokoll des Neuanfangs nach dem 2. Weltkrieg erinnert an sein Schicksal. Protokollant ist sein Sohn Eduard Steinwasser, der zwischen 1944–45 im KZ Buchenwald inhaftiert war. Er erinnert auch an die Schützenbrüder, die aus Protest gegen die Nationalsozialisten austraten: Johann Hohmann, Johann Breuer und Schultze-Herbrügge.
1946 begann der Wiederaufbau. Der Gründung der Jungschützenkompanie und der Gesellschaft Reserve folgte das Tambourkorps Cäcilia, der Jugendspielmannszug und die Tellkompanie. Jüngste Gründung ist die Gesellschaft Carl Theodor.
Der Bau einer Tennishalle mit neuen Schießanlage forderte ab 1977 viel Energie von den Schützenbrüdern.
Bis heute erfolgten zahlreiche Satzungsänderungen, ohne die Grundelemente der alten Bruderschaft aufzugeben. Das Schützenspiel ist über Jahrhunderte nahezu gleich geblieben. Geändert hat sich der religiöse Teil. Die zur Festigung des katholischen Glaubens eingerichtete Bruderschaft bekennt sich heute zur Ökumene. Die Bindung an die katholische Pfarre St. Cäcilia bildet dabei die starke Wurzel.
Peter Müller - Archivar der Bruderschaft